Zerebrovaskulären Erkrankungen

Im Universitätsklinikum Essen werden jährlich etwa 200 Betroffene mit cerebralen Aneurysmata behandelt. Hiervon werden etwa 55% interventionell über einen Gefäßzugang in der Leiste behandelt und 45% operativ mittels mikrochirurgischem Clipping. Wenn ein Aneurysma tatsächlich platzt, kommt es in der Regel zur sogenannten Subarachnoidalblutung (SAB). Diese ist lebensgefährlich und bedingt den sofortigen Transport der betroffenen Patientinnen und Patienten in ein Medizinisches Zentrum, das in der Lage ist, das rupturierte Aneurysma zu behandeln. Der erste Schritt ist dann der Verschluss des blutungsursächlichen Aneurysmas. Da es nach einer SAB zu Gefäßverengungen (sogenannten Gefäßspasmen) innerhalb der ersten 14 Tage kommen kann, sind die Betroffenen auf eine durchgehende Überwachung auf einer spezialisierten Intensivstation angewiesen. Das Universitätsklinikum Essen ist auf diese Behandlung spezialisiert.

Bei Angiomen (Synonym: arteriovenöse Malformationen, AVM) handelt es sich um eine in der Regel sehr stark mit arteriellem Blut durchflossene Fehlbildungen, die zahlreiche krankhafte Gefäße (den sogenannten Gefäßnidus) im Gehirn speist. Etwa 45% der Betroffenen, bei denen eine solche Malformation diagnostiziert wird, haben als erste klinische Manifestation eine Hirnblutung. In der Regel ist nach einer Blutung eine Behandlung der arteriovenösen Malformation sinnvoll und notwendig. Insbesondere bei Betroffenen, deren Angiom nicht aufgrund einer Blutung diagnostiziert worden ist, ist die Behandlungsindikation allerdings häufig sehr kritisch zu stellen. Das heißt, dass in diesen Fällen, in denen keine Blutung aufgetreten ist, häufig keine Behandlungsindikation besteht. Ausnahmen hiervon sind sehr junge Patientinnen Patienten und solche mit günstig gelegenen Angiomen, die mit geringem Risiko für die Betroffenen behandelt werden können.

Wenn eine Behandlungsindikation gestellt worden ist, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Neben einer neurochirurgischen Operation kann ein Angiom auch interventionell durch Verkleben über einen Zugang aus der Leiste behandelt werden. Weiterhin gibt es die Option, ein Angiom mit einer gezielten Strahlentherapie zu behandeln. Vorteil der Operation ist, dass das Angiom in der Regel nach einer Operation komplett ausgeschaltet ist. In großen Zentren mit viel Erfahrung wie dem Universitätsklinikum Essen werden unter Umständen auch mehrere Behandlungsoptionen miteinander kombiniert, um eine möglichst sichere Behandlung zu ermöglichen. In jedem Fall ist bei einer Behandlungsindikation zu versuchen, das Angiom komplett zu verschließen. In einer sehr großen, beachteten, internationalen Studie wurde nachgewiesen, dass insbesondere bei noch nicht gebluteten Angiomen die Behandlung unter Umständen ein ungünstigeres Ergebnis für die Betroffenen bedeutet als ein Abwarten ohne eine Behandlung. In dieser Studie konnte aber auch gezeigt werden, dass Angiome, die nicht komplett verschlossen sind, nach einem Beginn der Behandlung häufiger bluten als solche, die nicht „anbehandelt“ wurden. Diese Studie ist unter dem Akronym ARUBA publiziert.