Klinische Neuropsychologie
Diagnostik
Beeinträchtigungen der kognitiven und emotionalen Funktionen, ausgelöst durch Raumforderungen im Gehirn, die den Alltag in unterschiedlichster Weise erschweren, können von Seiten der Betroffenen nicht immer adäquat eingeschätzt werden.
Wir bieten umfangreiche Diagnostik von Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Handlungsplanung sowie psychischen Begleiterkrankungen, Lebensqualität und weiteren Funktionen, sowohl prä- als auch postoperativ. Weiterhin geben wir Behandlungsempfehlungen für die neuropsychologische Rehabilitation und ambulante Nachsorge.
Eine Behandlerliste sowie weiterführende Informationen finden Sie unter:
Neuropsychologische Forschung
Prä- und postoperativ sammeln wir wissenschaftliche Daten über die Besonderheiten und Bedürfnisse neurochirurgisch behandelter Patienten. Unser Ziel ist es, die Lebensqualität zu verbessern und neuro-psycho-onkologische Behandlungsansätze zu entwickeln.
Unsere aktuellen Studien finden Sie unter: Klinische-neuroonkologische-Studien
Dr. rer. medic.
Lisa Maria Schock
Leitung klinische Neuropsychologie
Die wachchirurgische Tumorentfernung
Durch Tumore im Bereich der Sprachzentren (in der Regel auf der linken Seite des Gehirns: Broca- und Wernicke-Areal, sowie deren Verbindung Fasciculus arcuatus), können sich Defizite in der Sprachproduktion und im Sprachverständnis entwickeln. Falls ein Tumor zusätzliche Anteile im Bereich der naheliegenden Gehirnareale für motorische Bewegungssteuerung und sensorische Berührungswahrnehmung aufweist, können auch diese Funktionen beeinträchtigt sein. Durch die Lage eines Tumors in diesen Bereichen (oder in deren Nähe), wird eine besondere Anforderung an die neurochirurgische Tumorentfernung gestellt: Einerseits muss der Tumor so vollständig wie möglich entfernt werden und andererseits sollen die sprachlichen, motorischen und sensorischen Funktionen so intakt wie möglich belassen werden. Um potentielle Verschlechterungen nach geplanten Tumoroperationen zu verhindern, werden diese Eingriffe an der Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie wachchirurgisch durchgeführt und durch einen Neuropsychologen begleitet.
Um die Eignung für einen wachchirurgischen Eingriff zu überprüfen und um das Ausgangsniveau der relevanten Funktionen einschätzen zu können, wird vor der Operation eine neuropsychologische Diagnostik durchgeführt. Hierbei werden Sprache, Gedächtnis und Aufmerksamkeit überprüft, sowie das aktuelle motorische und sensorischen Funktionsniveau erfasst. Falls die Eignung für die Durchführung eines wachchirurgischen Eingriffs gegeben ist, werden anschließend die Testmaterialen für die intraoperative neuropsychologische Testung vorgestellt.
Im ersten Teil der Operation wird der Schädelknochen unter Vollnarkose für den Eingriff geöffnet. Anschließend wird die Patientin/ der Patient weit genug aus der Narkose geholt um am wachchirurgischen Teil der OP teilnehmen zu können. Ab diesem Zeitpunkt kommt der Neuropsychologe hinzu, um die Patientin/ den Patienten (neuro-)psychologisch zu unterstützen. Die intraoperative neuropsychologische Testung wird in enger Zusammenarbeit mit den Operateuren durchgeführt. Bevor Tumorgewebe durch die Operateure kleinschrittig entfernt wird, wird der entsprechende Bereich elektrisch stimuliert.
Währenddessen werden durch den Neuropsychologen sprachliche, motorische und sensorische Funktionen überprüft. Zu diesem Zweck werden verschiedene Bilder oder Wörter präsentiert, welche benannt, beschrieben, oder vorgelesen werden sollen. Zusätzlich werden Gedächtnisinhalte abgefragt und die Bewegungssteuerung und die Berührungswahrnehmung getestet. Sollten im Rahmen der Stimulation, bzw. der Gewebeentfernung sprachliche, motorische oder sensorische Veränderungen auftreten, wird an der entsprechenden Stelle kein zusätzliches Gewebe mehr entfernt. Nach Ende des wachchirurgischen Eingriffes wird der Schädel unter Vollnarkose wieder verschlossen.